Kritik zu remembeRING (Theater La Senty Menti) von Lena Leitner

Ein nach Jahrzehnten wieder aufgetauchter Ring bringt eine junge Frau dazu über die Geschichte ihrer Familie zu recherchieren. Was war denn damals? Was ist genau passiert? Da dieses Thema in ihrer Familie nur mit Schweigen behandelt wurde, wurde dies zu einer langen Suche, die eventuell zu noch mehr Fragen und zu wenigen Antworten führte.  

Das Stück rememberRING der Theatergruppe La Senty Menti zeigt die wahre Geschichte eines Holocaustopfers, die aus der Sichtweise der Enkeltochter dargestellt wird. 

Die Darstellerin Liora Hilb baut auf mehreren Ebenen ihre persönliche Familiengeschichte einer weitreichenden Tragödie auf, die sie sogar mit dem Alltag und den heutigen Problemen verbindet. Sie verwendet den Raum der Bühne um diese Ebenen strukturiert einzuteilen und klar darzustellen. Die Verbindung zwischen Schauspiel und Raum ist eine sehr gute Basis dafür, dass das Publikum die Zusammenhänge versteht; denn da gibt es viele verschiedene Gedankengänge, die sich etwas überlappen.  

Im Vordergrund der Bühne spricht die Darstellerin über die Realität, die auch sie selber miterlebt hat. Der Umzug von Israel nach Deutschland, der für ihren Vater die Rückkehr in die Heimat bedeutete. – Für sie jedoch ein ganz neues Leben, das sie in dem Moment nicht ganz genau verstand. Die Ebene der Erinnerung spielt sich zwischen weißen, durchsichtigen Vorhängen ab, die auf Erinnerungsfetzten hinweisen. Erinnerungen an das, was die Schauspielerin von ihren Familienmitgliedern erzählt bekommen hat. Deren Erinnerungen an das Leben vor der Zeit des Schreckens. Die Zeit bevor sie auswanderten und sich als Familie trennen mussten.  Die weiter entfernt liegende Ebene ist die des Bezuges zur Gegenwart. Über Videoausschnitte bekommt man Stella, die Tochter von Liora Hilb zu sehen, die über die aktuellen Konflikte der antisemitischen Vorfällen spricht und durch jeweils eine kurze Darstellung in die Rolle von Leuten mit verschiedenen Meinungen zu diesem Themen schlüpft.  

Obwohl ihr Auftritt im Stück immer nur ein kurz ist, wirkt ihre Darbietung sehr stark und lebendig. 
Im Kontrast dazu führt die kindliche und geradezu absurde Sprachgestaltung sowie die körperliche Ausdrucksweise der Hauptschauspielerin dazu, dass das Thema auf gewisse Weise seine harte, dunkle Seite verliert. 

Ein so berührendes Schicksal auf die Bühne zu bringen ist auch eine es sehr heikle Angelegenheit, zumal sich die Darstellerin dazu bereit erklärt, ihre so persönliche Geschichte frei zu erzählen. Sie war immerhin die erste in ihrer Familie, die das Tabu des Themas gebrochen hat. Sie trägt somit eine gewisse Verantwortung so viel wie möglich aus der Vergangenheit ihrer Familie zu erfahren, und dies ebenfalls den nächsten Generationen weiterzugeben. Die individuelle Weise der Darbietung hat eine gewisse Wirkung auf das Publikum, die mit gemischten Reaktionen wahrgenommen wurden



Liora Hilb (Foto: Theater La Senty Menti)












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